Was kosten psychische Belastungen?
Was kosten psychische Belastungen die Betriebe konkret? Und wie können sie mit Hilfe der Evaluierung psychischer Belastungen reduziert werden?
Haben Sie gewusst, dass 20% der Beschäftigten innerlich bereits gekündigt haben und nur noch „Dienst nach Vorschrift“ machen? Aber was bedeutet das betriebswirtschaftlich für die Unternehmen?
Lassen Sie uns die Zahlen genauer betrachten und machen Sie sich selbst ein Bild, weiter unten folgt noch ein konkretes Rechenbeispiel für ein Mittelständisches Unternehmen mit:
Krankheitskosten: In Europa entfallen Schätzungen zufolge etwa 25% aller Fehlzeiten am Arbeitsplatz auf psychische Erkrankungen. Laut einer Studie des Europäischen Gewerkschaftsinstituts belaufen sich die jährlichen Kosten psychischer Erkrankungen in Europa auf rund 240 Milliarden Euro.
Produktivitätsverluste: Eine Untersuchung des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) in Deutschland zeigt, dass psychische Erkrankungen zu einem jährlichen Produktivitätsverlust von etwa 37 Milliarden Euro für deutsche Unternehmen führen. Die Anzahl der Krankheitstage aufgrund von arbeitsbedingten psychischen Belastungen ist außerdem dreimal höher ist als diejenige, die andere Ursachen hat (AUVA).
Fluktuation: Psychische Belastungen am Arbeitsplatz können zu einer erhöhten Fluktuation führen. Laut einer Studie der Schweizerischen Gesundheitsbefragung belaufen sich die Kosten für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter bis 2,5 Jahresgehälter. Hohe Fluktuation verursacht zusätzliche Kosten und führt zu einem Verlust an Arbeitsleistung und Know-how.
Arbeitsunfälle und Sicherheit: Psychische Belastungen können auch die Sicherheit am Arbeitsplatz beeinträchtigen. Laut des Zentralen Arbeitsinspektorats in Österreich erhöhen psychische Belastungen das Risiko von Arbeitsunfällen. Dies führt zu zusätzlichen Kosten für medizinische Versorgung, Verletzungsfolgen und mögliche Arbeitsausfälle.
Mitarbeiterengagement: Psychische Belastungen haben auch Auswirkungen auf das Mitarbeiterengagement und die Arbeitszufriedenheit. Laut einer Studie des Gallup Instituts sind zufriedene Mitarbeiter um 21% produktiver als unzufriedene Mitarbeiter. Unzufriedenheit und psychische Belastungen können zu verminderter Arbeitsqualität und geringerem Engagement führen, was die Gesamtleistung des Unternehmens beeinträchtigt.
„Wir können es uns nicht länger leisten, dieses wichtige Thema zu vernachlässigen.“
Es ist offensichtlich, dass es nicht ausreicht, das Problem lediglich anzuerkennen. Wir müssen proaktive Maßnahmen ergreifen, um eine unterstützende und psychisch gesunde Arbeitsumgebung zu schaffen.
Beispiel für mittelständisches Unternehmen
Angenommen Sie sind Geschäftsführer oder Geschäftsführerin ein mittelständisches Unternehmen mit 100 Mitarbeitenden. Welche konkreten Kosten ergeben sich durch negative psychische Belastungen in Ihrem Betrieb?
1. Krankheitskosten: Wenn etwa 25% der Fehlzeiten auf psychische Erkrankungen entfallen, könnten die Krankheitskosten für Ihr Unternehmen erheblich sein. Bei einem durchschnittlichen Krankheitsfall von 10 Tagen und einem Durchschnittsgehalt von 3.500 Euro würden sich die Kosten für psychische Erkrankungen auf 87.500 Euro pro Jahr belaufen.
2. Produktivitätsverluste: Wenn die Produktivität aufgrund von psychischen Belastungen um beispielsweise 20% sinkt, könnte dies zu erheblichen Kosten führen. Wenn das durchschnittliche Gehalt der Mitarbeitenden 40.000 Euro pro Jahr beträgt, würde das Unternehmen aufgrund des Produktivitätsverlustes zusätzlich etwa 800.000 Euro an potenziellen Umsatz einbüßen.
3. Fluktuation: Wenn die Fluktuation aufgrund von psychischen Belastungen erhöht ist und das Unternehmen jährlich etwa 10 Mitarbeiter neu einstellen muss, ergibt sich dies bei einer durchschnittlichen Einstellungs- und Einarbeitungskosten von 30.000 Euro pro Mitarbeiter auf zusätzliche Kosten von 300.000 Euro pro Jahr.
Diese Zahlen dienen nur als Beispiel und könnten je nach den spezifischen Rahmenbedingungen des Unternehmens variieren. Und beachten Sie, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz indirekte Kosten verursachen können, die schwer zu quantifizieren sind, wie beispielsweise ein möglicher Reputationsschaden oder eine Beeinträchtigung der Mitarbeiterbindung und Mitarbeitermotivation. Meiner Meinung nach wiegt dieser Effekt am meisten, da Sie hier mit nachhaltigen negativen Effekten auf die Unternehmenskultur rechnen müssen.
Jedes Unternehmen sollte seine eigenen Daten und Informationen nutzen, um die spezifischen Kosten psychischer Belastungen zu ermitteln. Eine gründliche Analyse z.B. im Rahmen der Evaluierung psychischer Belastungen oder einer Unternehmenskulturanalyse mit dem Einsatz von Experten, wie z.B. uns als Arbeitspsycholog/innen oder psychologischen Unternehmensberater/innen können dabei helfen, die finanziellen Auswirkungen genauer zu bestimmen und gezielte Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz einzuführen.
Hier sind einige Empfehlungen von meiner Seite:
Fördern einer Kultur der Offenheit:
Ermutigen Sie offene Kommunikation, in der Mitarbeiter/innen sich sicher fühlen, über psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu sprechen, ohne Angst vor Bewertung oder Konsequenzen zu haben. Stellen Sie sicher, dass Vorgesetzte entsprechend entwickelt werden, um Anzeichen von Beanspruchungen zu erkennen und angemessene Unterstützung anzubieten.
Förderung von gesunden Arbeitsbedingungen:
Legen Sie ein Fundament an Rahmenbedingungen, damit ein gesunder und ausgewogener Arbeitsstil möglich ist, indem Sie Richtlinien umsetzen, die flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit zur Arbeit von zu Hause aus und regelmäßige Pausen unterstützen. Sie werden sehen, dass die Leistung sogar steigt, ohne mit der Gesundheit büßen zu müssen. Fördern Sie gute Rahmenbedingungen damit die Arbeitstätigkeit, das soziale Arbeitsklima, organisatorische Abläufe und Arbeitsumgebung gut gestaltet sind.
Analysieren von Arbeitsbedingungen und Stressfaktoren:
Die Gefährdungsbeurteilung gem. ArbSchG bzw. Evaluierung psychischer Belastung gem. ASchG spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Durch die Analyse und Identifizierung der objektiven Stressfaktoren (negativen psychischen Belastungen am Arbeitsplatz), können punktgenaue Maßnahmen ergriffen werden, um Prozesse, Organisationsabläufe, Arbeitsklima und Arbeitskultur sowie die Arbeitstätigkeit anzupassen.
Folgende Arbeitsbedingungen werden in der Evaluierung psychischer Belastungen berücksichtigt
Bei der Analyse werden jene Arbeitsbedingungen betrachtet, die das Arbeitsumfeld beeinflussen. Wir legen besonders großen Wert auf die vorhandenen Ressourcen und identifizieren jene Arbeitsmerkmale, die uns motiviert und gesund halten. Dabei folgen wir dem PERMA-Konzept der Positiven Psychologie und gestalten gemeinsam mit Ihnen gemeinsam sinnvolle Prozesse, die sich auf Erfolgen orientieren sowie positive Emotionen, Engagement und die sozialen Beziehungen fördern. Diese positiven Arbeitsmerkmale sind wichtig, weil sie auf Stressfaktoren kompensatorisch wirken können und weil hinter vorhandenen positiven Faktoren positive Erfahrungen . Insgesamt gehören beispielsweise die allgemeine Arbeitsauslastung, Klarheit über Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten, die Qualität der Kommunikation sowie das Führungsverhalten betrachtet, um einige Bereiche zu nennen. Nach der Pandemie sind allerdings auch die Arbeitsbedingungen im Home-Office zu berücksichtigen. Sozialpsychologische Faktoren wie Anerkennung, Wertschätzung, Kontrollmöglichkeiten und das Ausmaß an Kooperation, Verständnis und Vertrauen spielen im Zwischenmenschlichen aber auch eine entscheidende Rolle.
Diese Zahlen machen deutlich, wie wichtig es ist, sich nun endlich auch auf die psychosozialen Arbeitsbedingungen zu fokussieren. Das gelingt uns mit der Evaluierung psychischer Belastungen sehr gut. Unser einzigartiger Ansatz basiert auf dem Konzept der Positiven Psychologie. Durch die gezielte Identifizierung und Nutzung vorhandener Potenziale werden deutlich bessere und gesündere Arbeitsbedingungen, eine erfolgreiche Führungskultur und sogar High Performance möglich. Informieren Sie sich gerne hier über unsere Arbeitsweise ( siehe Evaluierung psychischer Belastungen).
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Ich freue mich auf Sie!
Liebe Grüße, Anna Lammert-Hejl